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Welcome to Dallas, Texas

     

    Ironischerweise saß ich vor ziemlich genau einem Jahr nicht vollkommen entspannt auf meinem Sofa und konnte mich (endlich mal wieder) meinem Blog widmen. Im Gegenteil, das Stresslevel hatte seinen absoluten Höhepunkt erreicht, denn ich war in der Schlussphase meines nebenberuflichen Masterstudiums. Seit dem Ende meines Berufsakademie-Studiums 2006 wollte ich immer noch was draufsetzen und mich vor allem inhaltlich noch ein wenig weiterbilden. 2010 fiel dann endlich der Entschluss, es mit einem nebenberuflichen Master-Studium zu versuchen. Ganz aus dem Job aussteigen wollte ich dann doch nicht, dazu hat er einfach zu viel Spaß gemacht. Zudem waren nach knapp vier Jahren die finanziellen und sonstigen Annehmlichkeiten meines Job doch zu groß als dass ich jetzt ohne Not das Weite hätte suchen wollen. Nach einigem Hin und Her fiel die Wahl am Ende auf VAWi. Das Angebot erschien mir am flexibelsten, zudem wurden Inhalte von "echten" Universitäten verwendet. Dort fanden dann auch die eigentlichen Prüfungen statt. Ich wurde hier absolut nicht enttäuscht und kann VAWi wirklich jedem empfehlen, der einen Master in Wirtschaftsinformatik neben dem eigentlichen Beruf machen will, meinen ausführlichen Kommentar kann man bei den Absolventenstimmen nachlesen (16. Mai 2014).

    Stilmittel Vergleich

    Aber zurück zu Anfang Mai 2014: Meine Masterarbeit zum Thema "Charakterisierung von Toponymverwendungen in Texten" näherte sich der Vervollständigung. Im Prinzip ging es darum, mittels computerlinguistischer Verfahren herauszufinden, ob Ortsbezüge in Texten (Toponyme) in ihrem wörtlichen oder übertragenen Sinne und darüber hinaus mit welchem rhetorischen Stilmittel verwendet werden. Ein Beispiel: "Singen ist toll!" kann eine Aussage über die Tätigkeit oder aber über meine Geburtsstadt sein. Weiterhin bezieht man sich z.B. in "Berlin hat beschlossen, die Steuern zu erhöhen" nicht unbedingt auf die Stadt selbst, da Städte keine handelnden Personen sind. Hier geht es unter der Verwendung eines bestimmten Stilmittels eben um das Landes- oder Bundesparlament, welches das entsprechende Gesetz beschlossen hat. Details dazu kann man in der Arbeit nachlesen, den ich gerne zum Download anbiete. Viel Spaß beim Lesen und natürlich auch beim Suchen nach Plagiaten. ;-)

    Referenz auf ein Toponym

    Nun, an dem Wochenende vor einem Jahr habe ich so weit ich mich erinnere noch die letzten Korrekturen eingepflegt, die insgesamt 100 Seiten zigmal durchgelesen und immer wieder neue Rechtschreib- und Grammatikfehler gefunden. So oder so musste irgendwann mal ein Deckel auf den Topf gemacht werden und so wurde am 05. Mai alles zur Post gegeben. Praktischerweise kam die Korrektur in absoluter Rekordzeit zurück und ich musste nur noch auf mein Abschlusszeugnis warten. Theoretisch war mein Masterstudium damit durch, allerdings nicht praktisch. Mein Professor Dr. Andreas Henrich meinte, dass sich sowohl Thema als auch Ergebnis sehr gut für eine Publikation eignen würden. So kam es, dass ich nach meinem Island-Urlaub zusammen mit ihm und seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter (inzwischen Dr.) Daniel Blank an einem Paper für die ACM SIGSPATIAL 2014, genauer für den dort stattfindenden Workshop GIR'14 arbeitete.

    Toponymidentifizierung mit OpenGeoDB und GATE

    Das war nochmal unerwartet viel Arbeit, ich konnte mir nicht vorstellen, wieviel Zeit man in ein gutes 8 Seiten-Paper investieren muss. Na ja, vielleicht lag es auch einfach daran, dass das meine erste (und auf absehbare Zeit auch einzige) Veröffentlichung war. Die Mühen haben sich dann am Ende allerdings auch gelohnt, das Paper überstand das Review-Verfahren unbeschadet und die Einladung nach Dallas, Texas kam prompt. Mein Brötchengeber hat zum Glück für die Gelegenheit ein wenig Budget locker gemacht und so konnte ich Anfang November zusammen mit Daniel Blank den Flieger zur SIGSPATIAL besteigen und das Papier präsentieren. Die inhaltlichen Details würden hier an der Stelle vielleicht etwas zu weit führen, ich beschränke mich deshalb auf die Eindrücke aus Dallas, schließlich konzentriere ich mich hier sonst eher auf Reiseberichte als auf nerdige Themen. ;-)

    DART Dallas Airport
    Am Flughafen Dallas/Fort Worth angekommen war ich erstmal überrascht - eine neu eröffnete S-Bahn-Linie verbindet den Flughafen zu einem Spottpreis mit der Stadt. So was scheint dort wohl so unüblich zu sein, dass ein Schild am Bahnhof explizit darauf hinweist, dass die DART-Linie nun auch wirklich fährt. Nun ja, vielleicht ist es auch hier unüblich, dass Infrastrukturprojekte pünktlich fertig werden. ;-) Im Zug wurden wir wieder einmal mit der US-Eigenart konfrontiert, alles auf Kühlschrank-Niveau runterzukühlen. Ich hatte leider keinen Schal dabei, mir aber zum Glück keine Erkältung geholt. Dass aber sonst immer noch die meisten Leute mit dem Auto fahren, konnte man nicht zuletzt an den wenigen Fahrgästen in der Bahn ablesen - ich hoffe, das bessert sich noch. Allerdings war das offensichtlichste Merkmal der Autofahrer-Kultur die Tatsache, dass es am Bahnhof zwar einen Parkplatz gab, aber die Gehwege nach 100 Metern einfach aufgehört haben und man am Straßenrand in Richtung Hotel laufen musste. Gut, das war nur ein halber Kilometer entfernt, es ist trotzdem ein Erlebnis. :-D

    Dallas Downtown
    Die Stadt Dallas, besonders die Innenstadt lohnt wirklich einen Besuch, nicht nur der hervorragende öffentliche Nahverkehr hat mich positiv überrascht. Neben dem ausgezeichneten Sixth Floor Museum über die Ermordung von John F. Kennedy finden sich natürlich die üblichen Häuserschluchten und riesigen Wolkenkratzer. Allerdings hat die Stadt auch viele wirklich schöne Gebäude und vor allem erstaunlich viele grüne Flächen.

    Know Ebola
    Sehr präsent waren auch eine Menge Werbeflächen für den Schutz vor Ebola. Anfang Oktober 2014 hatte die Seuche auch die USA erreicht und die Behörden hatten sich anfang wohl einige Schnitzer erlaubt. Zum Glück für uns war der Spuk noch während der Konferenz vorbei - eines Morgens wurde offiziell verkündet, dass die normale Inkubationszeit seit dem letzten Fall ohne weitere Kranke verstrichen ist. Andere Weltgegenden können das bis heute nicht von sich behaupten...

    No Firearms - No Smoking
    Weitere Vorurteile speziell über Texas galt es zu beseitigen bzw. wenigstens abzuschwächen. Dass jeder mit der Knarre im Anschlag und Cowboyhut durch die Gegend läuft, wäre dann doch ein wenig zu viel des Klischees gewesen. Allerdings zeigt zum Beispiel das American Airlines Center (das Stadion der Dallas Mavericks - Dirk Nowitzki lässt grüßen), bei dem das Waffen- vor dem Rauchverbot kommt, wie zentral die Wumme für die Texaner zu sein scheint. ;-) Die gefühlte Sicherheit war allerdings sehr hoch - auch als es spätabends in das "alternative" Viertel Deep Ellum auf ein Konzert ging. Mir war bei meinen Ausflügen nach Berlin-Neukölln schon deutlich mulmiger zumute...

    White Rock Lake
    Wer auch nur ein kleines Bisschen für Naherholung und schöne Parks übrig hat, dem sei abschließend ein Kurztrip zum White Rock Lake empfohlen. Ein wirklich schönes Fleckchen zum Laufen oder Spazierengehen oder einfach nur zum ein kleines Bisschen Natur in der Großstadt genießen. Nach einer Zeit hatte ich schon vergessen, dass ich mich in Dallas, Texas befand...