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Der pessimistische Deutsche...

Auch der langjährige Hotel Mama-Bewohner und Wochenendheimfahrer gewöhnt sich so langsam an vieles. Ich sehe in Sachen Haushaltsgeräten langsam Licht am Ende des Tunnels. Ein Bügeleisen und ein Mini-Bügelbrett aus dem Corte Inglés zwei Haltestellen weiter organisiert und gleich mal die erste Wäsche inspiziert. Meine T-Shirts scheinen es überlebt zu haben, sind sauber und sehen auch noch wie vorher aus. **freu**

Im Büro ist es aktuell noch wie erhofft. Coole Aufgaben, nicht zu stressig und immer noch sehr nette Kolleginnen und Kollegen. Neben ein paar Meldungen, die ich bearbeiten darf, wird von meiner Wenigkeit parallel ein neues R/3 aufgesetzt, das wir später für eine Mitarbeiterschulung brauchen, die ich natürlich auch noch vorbereiten und halten darf. ;-) Wenn das so bleibt, werde ich die Praxisphase in sehr guter Erinnerung behalten, aber meistens kommt es sowieso erstens anders und zweitens als man denkt. Außerdem ist der Deutsche ein rundum pessimistischer Mensch, denken mit Recht die Spanier. Die schauen mit Bewunderung auf unser Gehalt, auf unsere billigen Wohnungspreise, auf unsere starke Wirtschaft, auf das Land allgemein. Der Brieffreund meiner Schwester setzt alles daran, nach Deutschland auszuwandern und wird bei uns studieren. Angesichts unseres Wetters und unserer Einstellung unglaublich aber wahr.

Fin de semana...

So, ich hatte die letzten Tage entweder keine Zeit, keine Lust oder war einfach zu müde, um hier was reinzuschreiben, deswegen hier die kleine aber feine Zusammenfassung der vergangenen Woche.

Mittwoch war ich weiterhin ohne warmes Wasser und funktionierende Küche, aber was soll's, hab halt einen kleinen Ausflug in das Zentrum der Stadt gemacht. Ausgestiegen an der Puerta del Sol habe ich erst mal die vielen Läden ausfindig gemacht. Das große Kaufhaus heißt hier nicht Karstadt, Kaufhof oder sonst wie, sondern "El Corte Inglés", diesem Laden scheint es auch noch recht gut zu gehen, hat ne Menge Filialen hier in Madrid, in denen man vom Zahnstocher bis zum Haus alles kaufen kann. Außerdem scheinen auf manchen Stockwerken mehr Angestellte als Kunden unterwegs zu sein. Laut meinem Chef rechnet sich das hier trotzdem, dabei sind die Preise gar nicht mal soo teuer. Der Medien-Tempel heißt hier nicht MediaMarkt (gibt's den in Spanien eigentlich auch?) sondern fnac. Scheint irgendso ein franzländischer Ableger zu sein, daher auch der komische Name. Eins muss man den Leuten aber lassen, der Laden hat Stil. Hier bekommt man alles, was das Auge und Ohr begehrt, Live-Musik im fnac-Forum inbegriffen. Was noch zu erwähnen bleibt, wegen aktuen Hungers habe ich den nächstmöglichen Fresstempel angesteuert, das war was typisch Spanisches: der Burger King. Dazu nur eins: Die Burger schmecken in Deutschland hundertmal besser!

Donnerstag war Tag 1 mit warmem Wasser und funktionierender Küche, nachdem ich endlich die tollen Schalter in der Küche gefunden hatte, meine Fresse, erstens verstecken die die Dinger und zweitens sagt mir keiner, dass das in Spanien zum Teil so üblich ist. Abends nach getaner Arbeit mal wieder total kaputt, so ein paar Meldungen und mein Heuschnupfen können schon schlauchen.

Freitag dann der erste ganze Tag ohne Heuschnupfen, es hatte am Donnerstag ordentlich geregnet, anscheinend das erste Mal seit einigen Wochen, in diesem Fall fand ich das extrem klasse. Am Abend noch ein bisschen lebenswichtiges Zeug eingekauft und ins Bett gefallen. Die erste Arbeitswoche rum, ein paar Kunden bei einfacheren Fragen zur Erleuchtung verholfen und eine Oracle-Datenbank von der Platte geputzt. Nicht schlecht für eine Woche. ;-)

Samstag dann morgens wieder Einkaufen, ich brauche einen Wäscheständer, mit den Teilen vor dem Fenster komme ich aktuell noch nicht zurecht, außerdem vertraue ich den Dingern nicht so ganz. Mittags dann der erste Teil der Lonely Planet-City Tour. Bilder gibt's genug, ist echt protzig, was in Madrid so rumsteht, muss ich mir nochmal en detail anschauen. Dabei habe ich nur gemerkt, dass ich meinen Führer einen Monat zu früh gekauft habe. Es gibt mittlerweile eine neue Edition für Madrid UND Spanien. **grr**
Abends dann wieder mit nem leichten Sonnenbrand ins Bett gehüpft und eine Einladung zum Mittagessen für den Sonntag beim Brieffreund meiner Schwester entgegengenommen.

Sonntag morgen (-> Pfingsten) stand dann als erstes noch der Besuch der deutschen Gemeinde auf dem Programm, erfrischend so ein zweisprachiger Gottesdienst, dazu mal ein evangelischer. ;-) Auf der Tombola des Pfingstfestes danach eine Drahtlos-Tastatur, eine Iso-Matte, eine Fernbedienung und noch mehr Zeugs abgeräumt, alles gepackt und per Metro zum Essen. Die Familie war super gastfreundlich, lecker Bier und Wein zu einem hervorragenden und reichhaltigen Essen. Mit dem Brieffreund dann noch durch die Stadt getigert. Das Essen und das Nachtprogramm für kommendes Wochenende ist auch gesichert. Lecker Paella und Weggehen von halb elf bis mindestens um drei oder vier. ICH BRAUCHE SCHLAF! So, das war's für heute, meine Waschmaschine ist durch.

No hay agua caliente...

Halb Acht schreit mein Handy und ich quäle mich aus dem Bett. Mit Erschrecken stelle ich fest, dass auch nach längerer Wartezeit kein warmes Wasser aus der Dusche kommt. Ein Kritikpunkt und eine morgentliche Erfrischung mehr geht's ans Essen. Linzer Torte aus der Heimat und Mineralwasser. Tee kann ich mir mangels funktionierender Küche keinen machen. In der Metro-Station Avenida de America kaufe ich mir spontan ne falsche 10er-Karte, weil Onkel Sebastian nicht richtig lesen kann, dafür darf ich jetzt im Madrider Süden 10mal rumfahren. Weitere 5,80 Euro für eine richtige Zehnerkarte und 20 Minuten später befinde ich mich im Büro und bekomme eine ausführliche Einführung in Service & Support. Ich stürze mich gleich mal auf eine einfach aussehende Meldung, die mich den ganzen Tag beschäftigen sollte. Gegen sechs Uhr habe ich von einem emigrierten Deutschen aus Barcelona zwei Ansprechpartner in Walldorf bekommen. Mal schauen, was morgen draus wird. Um sieben muss ich zu Hause sein, die Hausverwaltung will sich um die Sachen kümmern, die nicht funktionieren. Ich warte bis um kurz nach acht, niemand da, ich gehe noch ein paar Sachen einkaufen. Bin müde, kein Bock in die Stadt zu fahren, ich kaufe kleinere nicht-verderbliche Sachen ein (noch kein Kühlschrank) und laufe zurück. Im Reiseführer wird geschaut, was morgen bewundert wird und dann ist für einen handelsüblichen Deutschen, der am kommenden Tag arbeiten muss und von Heuschnupfen geplagt ist, auch schon wieder Schicht im Schacht. Trotz der Tatsache, dass einiges nicht funktioniert, bin ich extrem gut gelaunt, die Leute hier sind super nett, überall wird einem geholfen. Die Bude wird auch irgendwann komplett funktionieren...

Abflug...

Der Tag des Abflugs fängt schon mal früh und nicht wirklich gut an. Um fünf Uhr klingelt der Wecker, ich quäle mich für ein letztes Mal für wahrscheinlich längere Zeit aus meinem Bett und muss feststellen, dass die komplette Familie schon seit rund vier Stunden auf den Beinen ist. Den Magen von meiner Schwester hat es schwer erwischt, meine Mutter kündigt an, zu Hause zu bleiben und mein Vater verzichtet auf den Unterricht und wird mich nach Zürich begleiten. Nach dem üblichen Stress und der absolut unbegründeten Angst, zu spät zu kommen, sind wir kurz nach halb sieben auf dem Weg ins befreundete Ausland. Meine Mutter hat mich unter Tränen verabschiedet, ich weiß nicht, wieso ich das momentan noch erstaunlich locker nehme...

Selbstverständlich will uns die Schweiz nicht wieder über deutsches Gebiet locken, selbst wenn der Weg zum Flughafen so 15 Kilometer kürzer wäre, deswegen nehmen wir prompt den längeren Weg über eidgenössische Autobahnen, die bei uns zum Teil nicht mal den Status einer Landstraße bekommen hätten. (und das sage ich als Grüner ;-)) Dennoch kommen wir viel zu früh an und trotte gemächlich zu einem der unzähligen SWISS-Check-Ins. Hier entdecke ich wieder die kulante Ader der Schweiz. Ein Viertel über dem zulässigen Gepäck-Höchstgewicht war absolut umsonst. **freu**

Nach einer knappen halben Stunde und einer herzlichen Verabschiedung von meinem Vater befinde ich mich auch auf dem Weg zum korrekten Gate. Mein erster Flug rückt bedrohlich näher. 25 Minuten vor dem Abflug lässt mich das Personal in den Airbus einsteigen. Ich habe eine komplette Sitzreihe für mich alleine. **strrrrike** Beim Start bin ich doch schwer überrascht, wie heftig die Beschleunigung in so nem Flieger ist, Sekunden später geht's in die Luft. ich hatte es mir trotzdem eigentlich schlimmer vorgestellt. Die Schweiz rauscht enorm schnell vorbei, Frankreich ist größtenteils gut zu sehen, je weiter es auf die Pyrenäen zu geht, desto dichter wird die Wolkendecke. Die Berge sind leider überhaupt nicht zu sehen, vielleicht wird's ja was auf dem Rückflug. Das Außenthermometer zeigt -40 (oder waren es -60?) Grad, am Fenster zeigen sich leichte Eiskristalle, auch Spanien scheint in 11600 Metern Höhe nicht wirklich warm zu sein. (sic!).

Kurz vor Madrid ein vollkommen anderes Bild auf dem Boden. Weite grüne Flächen sind zum Teil bewirtschafteten Ländereien, dazwischen jedoch vielen gelben und unwirklichen Gebieten gewichen. Irgendwie unheimlich.
Am heutigen Montag scheinen die Spanier viel beschäftigt zu sein; wir drehen drei Warteschleifen, die doch ein komisches Gefühl in der Magengegend hinterlassen. Dafür werde ich mit einem wunderschönen Blick auf eine Seenlandschaft entschädigt. (was war das eigentlich??)

Wir landen gemütlich und mit 15minütiger Verspätung, die Shuttlebusse und mein Koffer in der Halle lassen sich nochmal so viel Zeit. Vor der Halle werde ich herzlichst von Enric abgeholt und zum Wagen gebracht. Er zeigt mir zunächst meine Wohnung, die mich gleich mal vom Hocker reißt. Kühl und ruhig, obwohl direkt vor einer größeren Straße, geräumig, hübsch eingerichtet und vor allem scheint sie frisch renoviert zu sein.

Wir checken grob (-> Fehler) das Interieur und fahren nach mit einer kurzen Tour um den Block zu SAP España. Ein bonziger Glaspalast, wo sich die SAP auf fünf Stockwerken breit gemacht hat. Ich werde dem Team vorgestellt (wer soll sich die ganzen Namen merken?), alle super-freundlich, ein paar schicke Mädels dabei, danach hole ich meine SAP-Zugangskarte und werde dann zum Futtern in eine Salatbar begleitet. Anschließend noch kurz meine Arbeitsmühle getestet (laaangsam, aber wozu gibt's WTS) und die ersten Mails beantwortet. Ich höre vertrautes Gebrabbel, Deutsche sind im Anmarsch. Mit denen kurz was getrunken, hier gibt's Dosen umsonst, aber keine Kantine. Da weint mein Grünen-Herz...

Wieder kurz ins Büro, mich verabschiedet und mit der Metro nach Hause gegurkt. Vor dem obligatorischen Einkaufen hab ich mich noch mit dem extrem netten Pförtner bekannt gemacht - mein Schulspanisch reicht hinten und vorne nicht - und ihm berichtet, dass die Küche leider noch nicht geht. Er kommt mit hoch, kann aber auch nicht helfen und meint, dass ich mich an die Besitzerin wenden soll.

Nach dem Einkauf wird ausgepackt, noch ein bisschen gelesen, dann müüüüde ins Bett gegangen. Tag 1 ist rum, glücklich und in einem Stück angekommen.

Bald geht's los

Sodele, bald geht's los. Am Montag sitze ich im Flieger.
Mit der Programmiererei hier wird jetzt aber mal Schluss gemacht. Das war's für heute. ;-)