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Der Sommer 2016

     

    Kaum wird es abends wieder dunkler, blickt man - meistens wehmütig - auf den nun vergangenen Sommer zurück und lässt die Erlebnisse jenseits des Alltags und des sonst so Üblichen nochmal vor dem geistigen Auge an sich vorbeiziehen. Ja, es war der erste Sommer in Berlin - und trotzdessen dominierte der Alltag. Ich werde wohl einfach zu alt für all die fluppigen Angebote dieser pulsierenden Großstadt. ;-) Klar, das eine oder andere Mal war man dann schon in einem der vielen Parks grillen oder in einem der vielen Freibäder oder Seen schwimmen, aber sonst waren die Werktage bestimmt vom Büro und die Wochenenden von den Dingen im Haushalt, die unter der Woche liegengeblieben sind - eigentlich wie immer die letzten Jahre - nur unterbrochen von gelegentlichen Ausflügen und natürlich dem Sommerurlaub.

    Brügge
    Diese Ausflüge und der Urlaub durften natürlich auch dieses Jahr nicht fehlen - auch wenn sie ein wenig anders ausgefallen sind als die vergangenen Jahre. In diesem Sommer gab es nämlich keinen riesigen Road-Trip durch Norwegen, Island oder Schottland - nein, meine Freundin und ich haben uns zweimal jeweils eine Woche in einem schmucken Ferienhaus einquartiert und dort entweder gefaulenzt oder die Umgebung erkundet. Die erste Woche - bereits im August - führte uns in die Gegend von Paris, genauer südwestlich der Stadt, irgendwo auf dem Land zwischen Versailles und Chartres. Zusammen mit einigen Freunden ging es in ein riesiges Haus mit Pool und Sauna und das durchgehend mit Sonnenschein. Die Verwandschaft war angesichts der allgemeinen Sicherheitslage wegen der Anschläge zwar etwas beunruhigt, aber davon haben wir uns mal nicht beeindrucken lassen. Wenn man sich von den - zugegeben immer zahlreicher werdenden - Irren vom Leben abhalten lässt, dann können wir es auch gleich damit lassen. Quasi zum Trotz war die Zwischenstation die überaus schmucke belgische Stadt Brügge, die wir zwar sehen, aber im Gegensatz zum bekannten Film hier nicht auch noch sterben wollten. ;-) Eindrücke von hier finden sich in der Bildergalerie...

    Rambouillet
    Aber zurück zu Frankreich: Wenn wir uns mal nicht die Bäuche vollgeschlagen haben und die Annehmlichkeiten des Ferienhauses genossen haben, ging es auf kleinere Spaziergänge und Ausflüge. Derer gab es gerade mal zwei - ein kleiner ins Nachbarstädtchen Rambouillet und ein großer nach Versailles um den dortigen Protzbunker mit angeschlossenen Gärten zu bewundern. Eigentlich hätte es die Kombination - natürlich in deutlich kleinerem Maßstab - auch in Rambouillet (Bildergalerie) gegeben. Allerdings war das Schloss dort wegen Renovierungsarbeiten komplett verpackt, weswegen wir "nur" die Gärten genießen konnten. Wirklich schön hier und kaum Leute - hier würde sich auch mal ein kleiner Umweg lohnen, wenn man in der Gegend ist.

    Versailles
    Nach Versailles (Bildergalerie) hingegen scheint es wohl die halbe Welt zu ziehen - zumindest der Teil, der auf Zentraleuropa-Urlaub ist. Hierbei sind die horrenden Eintrittspreise und Parkgebühren offensichtlich auch keine Abschreckung. Für zwei Personen zahlt man lockere 50 Euro Eintritt und am Ende nochmal die Hälfte davon zusätzlich an Parkgebühren, selbst wenn man nur ein paar Stunden hier war. Teurer habe ich bislang höchstens an Flughäfen geparkt... Sind die Preise berechtigt? Ja und nein. Zum einen ist es schon beeindruckend, was die französischen Könige hier haben bauen lassen - das muss man einmal im Leben gesehen haben. Auf der anderen Seite ist das Interieur des Schlosses auch nichts Besonderes - da habe ich zum Beispiel in Spanien schon Beeindruckenderes gesehen. Einzig der Spiegelsaal beeindruckt vor allem wegen seiner wechselvollen Geschichte sowohl für Frankreich als auch Deutschland. Fast interessanter sind die Gärten und vor allem das angeschlossene "Englische Dorf", welches für Marie Antoinette eigens errichtet wurde. Hier ist es auch nicht ganz so überlaufen wie im Rest der Anlage und man kann die schönen Gebäude und die Gärten sowie den Bauernhof in der Umgebung genießen.

    Breslau
    Nur wenige Wochen später ging es dann ziemlich exakt in die andere Himmelsrichtung - nach Nordostpolen, genauer in die Gegend Ermland/Masuren. Von Berlin aus ist diese wunderschöne Gegend zum Glück in gut 7 Stunden zu erreichen - hier war also keine Zwischenstation nötig. Allerdings war hier nicht wie sonst 90% bequemes Dahingleiten auf Autobahnen angesagt - nein, gut die Hälfte der Strecke ging über herkömmliche Landstraßen. Dementsprechend war die Anreise deutlich anstrengender als gedacht - die Strecken erfordern einfach eine erhöhte Aufmerksamkeit. Über die vielen Holzkreuze am Straßenrand habe ich mich allerdings nur am Anfang gewundert. Viele Einheimische scheinen einen doch sehr offensiven Fahrstil zu bevorzugen, um schneller an ihr Ziel zu gelangen. Da wird trotz schnell näherkommendem Gegenverkehr überholt als ob es kein Morgen gäbe. Nun ja, passiert ist nirgendwo etwas - zum Glück! Von den irrwitzigen Fahrmanövern sollte man sich aber nicht nachhaltig beeindrucken lassen. Wir haben uns wie schon auf dem Ausflug nach Breslau im Juli (Bildergalerie) sehr willkommen gefühlt und die Landschaft überaus genossen.

    See in der Nähe des Ferienhauses
    Die Hälfte der Zeit haben wir uns einfach nur entspannt und die absolute Ruhe der Ferienhaussiedlung mitten im Wald genossen. Einziger Nachteil waren vielleicht die überaus zahlreich vorhandenen Mücken, die dazu überaus stechlustig sind. Zu allem Überfluss hatten wir zwar Sonnencreme, aber kein Anti-Mücken-Mittel dabei. Zum Glück ist die größte Stadt der Gegend - Olsztyn, früher Allenstein - nur gut 15 Minuten mit dem Auto entfernt. Hier war schnell ein passendes Mittelchen eingekauft. So waren wir auf jeden Fall für einige Spaziergänge in der näheren Umgebung vorbereitet und konnten die Wälder und Seen fast ungestört auf uns wirken lassen (Bildergalerie).

    Führerbunker
    Jedoch kamen auch die Ausflüge nicht zu kurz. Gleich der erste führte uns in Richtung eines der masurischen Seen, genauer zum Jezioro Mamry. Auf dem Weg dorthin lag ein doch recht berühmt-berüchtigter Ort - die Wolfsschanze (Bildergalerie). Hitler hatte sich dort im Schutz eines dichten Waldes mitten im damaligen Ostpreußen eine riesige Bunkeranlage bauen lassen, wo er speziell nach dem Einmarsch in der Sowjetunion wohl deutlich mehr Zeit verbracht hat als in Berlin. Gut, ich kann die Vorbehalte gegenüber Berlin durchaus nachvollziehen, aber wirklich schöner sind diese Stahlbetonbauten auch nicht. Nun, es ging wohl auch eher um Funktionalität - schließlich gab es einen Krieg zu führen... Heute ist vom einstigen Machtzentrum des nationalsozialistischen Deutschlands nicht mehr viel übrig. Den Untergang vor Augen wurden die Anlagen von der Wehrmacht gesprengt und bis heute hat sich drumherum die Natur wieder viel davon zurückgeholt, was man ihr einst genommen hatte. Interessanterweise ist der Eintritt äußerst günstig - für zwei Personen inklusive Parken waren knapp 10 Euro zu löhnen. Ich würde mal mutmaßen, dass man hier deutlich mehr draus machen könnte, wenn man wollte - natürlich auch mit höheren Preisen. Mit der Präsentation der verschiedenen Bunker könnte man allerdings sofort anfangen. So gab es nur eine Übersichtstafel am Eingang und entsprechende Zahlen ohne weitere Infos an den einzelnen Bauwerken. Deswegen musste ich immer wieder auf der Kamera schauen, welche Nummer zu welchem Bunker und damit zu welchem Nazi gehörte. Nur eins an der Stelle: Der Führerbunker wurde ironischerweise mit der 13 markiert. Gut gemacht war das Denkmal zum fehlgeschlagenen Attentat der Gruppe um Graf Stauffenberg in Form eines aufgeschlagenen Buches mit zerstörtem Einband.

    Jezioro Mamry
    Nach zwei Stunden haben wir diesen unwirtlichen Ort aber wieder verlassen, wir wollten den Jezioro Mamry (Bildergalerie) umrunden. Gut, mit dem Auto und nicht mit dem Fahrrad oder zu Fuß, aber schön war es trotzdem. :-D An einer Stelle - ganz am nördlichsten Zipfel des Sees - gab es sogar einen kleinen Parkplatz mit einem traumhaften Zugang, der zum Schwimmen oder einfach nur zum Träumen eingeladen hat. An diesem und noch einer weiteren Stelle haben wir dann auch längere Pausen eingelegt. So langsam begannen wir zu verstehen, warum diese Ecke der Sehnsuchtsort vieler Menschen ist.

    Olsztyn
    Allerdings haben wir nicht nur die Masurische Seenplatte unsicher gemacht - die Nachbarstadt Olsztyn - stand auch noch auf dem Plan. Die recht hässlichen und von Industrie geprägten Außenbezirke sollte man sehr schnell hinter sich lassen und sich stattdessen auf die Altstadt und den wunderschönen Stadtpark konzentrieren (Bildergalerie). Es ist schwer zu beschreiben, aber es hat sich fast eine ähnliche Stimmung wie in Breslau eingestellt. Eine luftige Stadt mit einer Mischung aus Historie und Moderne in Europa - merkwürdig, dass Polen immer noch mit solchen Vorbehalten behaftet ist. Reisen würde weiterhelfen...

    Tarpanpferde
    Selbstverständlich durfte der größte See Masurens - der Jezioro Sniardwy - in diesem Urlaub nicht fehlen (Bildergalerie). Zunächst sollte es in den kleinen Ort Popielno gehen - wo es eine zoologische Forschungsstation gibt, in der unter anderem Biber aufgepäppelt werden. Leider haben sich diese ziemlich versteckt, auch das zugehörige Museum war geschlossen, weswegen wir uns mit dem Anblick von hier ebenfalls ansässigen Tarpanpferden - wohl eine der letzten Wildpferderassen Europas - begnügen mussten. Das Gebiet ist weiträumig eingezäunt, man kommt per Auto nur über eine Art Viehsperre rein. Dort wird auch groß vor "gefährlichen Pferden" gewarnt - wir wurden zum Glück nicht angegriffen. ;-)

    Gizycko
    Den Abend verbrachten wir in Gizycko - deutsch Lötzen - bei einem gepflegten Abendessen am Ufer des Sees und danach beim Sonnenuntergang auf einer Überführung 10 Meter über dem Strand (Bildergalerie). Traumhaft schön, leider kann ich nicht segeln. Die Ecke hier scheint ein wahres Mekka für diesen Sport zu sein. Speziell bei diesem Kaiserwetter muss man sich auf dem Wasser hier wie im Himmel fühlen...

    Frombork
    So eine Woche ist leider viel zu kurz - so ging es auch schon wieder nach Hause. Da das Wetter im Gegensatz zu Berlin noch perfekt war - Sonne und 23 Grad - haben wir uns noch einen Umweg über Frombork - deutsch Frauenburg - gegönnt (Bildergalerie). Die Stadt war eigentlich nur eine Notlösung, da ein Umweg über die Frische Nehrung doch zu weit gewesen wäre. Frombork war einfach der nächstgelegene Ort an der Ostsee, genauer am Frischen Haff. Nachdem das mit Blick auf die Straßenkarte geklärt war, war ich mit einem Blick in den Reiseführer sehr überrascht. Hier steht ein durchaus imposanter Dom - dazu scheint der Ort überregional bekannt zu sein, weil Nikolaus Kopernikus von hier aus viele Jahre gewirkt hat. Mangels Zeit haben wir den Dom nur kurz in Augenschein genommen und sind stattdessen direkt an den Strand gelaufen. Hier hat allerdings wegen der frischen Wassertemperaturen nur der Hund ein kurzes Bad genommen - und ist dabei Wellen hinterhergejagt. Uns genügten die letzten Blicke auf das Haff und die Nehrung bevor wir endgültigen den Weg zurück nach Berlin angetreten haben.

    Mit diesen Eindrücken ist der Sommer zwar urlaubstechnisch und auch kalendarisch vorbei, allerdings scheint er sich angesichts des heutigen Wetters noch nicht ganz geschlagen zu geben. Vielleicht kommen ja noch ein paar sommerliche Eindrücke dazu, wir werden sehen. Sei es drum, irgendwann muss man mal zusammenfassen und so kann ich nur sagen, dass der Sommer top war! Speziell die Nachbarn in Polen werden wir nicht das letzte Mal besucht haben. Hier gibt es noch sehr viel mehr zu entdecken...