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Im Schwitzkasten

Heute war ich mal ausgesprochen faul und habe die norwegische Landschaft bis auf ein paar Fotostopps, die teilweise immerhin ein wenig Treppensteigen erforderlich gemacht haben, im klimatisierten Auto genossen. Prinzipiell habe ich ja eine gute Ausrede, mein Knie ist ja immer noch einbandagiert und muss sich auskurieren. Da sind lange Wandertouren einfach kontraproduktiv, dafür kann es sich beim Gas geben und bremsen bewähren. :-D Ich freue mich aber schon über die kleinen Dinge im Leben. Das bereits erwähnte Treppensteigen ist seit heute wieder fast schmerzfrei möglich, ich hoffe deshalb auf eine weitere schnelle Gesundung. Die Strecke heute hat hier sicherlich ihr Scherflein beigetragen. Die nationale Touristenstraße Ryfylke brachte mich heute von Stavanger an den Hardangerfjord, was insgesamt knapp 300 Kilometer waren. Klingt wenig, so was macht man in Deutschland an guten Tagen in wenig mehr als 2 Stunden, nur hier dauert das den halben Tag - und den ganzen, wenn man noch ein wenig was anschauen will.

Das Wetter ist nach wie vor bombig (hallo NSA!) und soll auch noch die kommenden 4-5 Tage so bleiben. Danach soll es je nach Ort weniger oder mehr regnen, bin gespannt, was mich da noch erwartet. Wir sind ja in Norwegen und nicht am Mittelmeer oder in der Südsee, hier gehört Regen einfach zum Urlaub dazu. ;-) Aber wieder zurück zum Wetter heute. Deutschland scheint ja das tolle Wetter bei Temperaturen jenseits der 30 Grad zu genießen, oder auch schon darunter zu leiden. Uns kann man es ja nie recht machen. Auf der Fahrt gab es heute streckenweise 28 Grad, was für die Ecke hier doch recht viel ist. Der typische Norweger scheint sich angesichts solcher Rekordwerte wie im Schwitzkasten zu fühlen. Was macht er also? Zumindest der männliche Teil verzichtet auf jegliche Kleidung oberhalb des Gürtels, beim weiblichen Teil fehlt dazu auch nicht mehr viel. Allerdings wäre das hier meiner Meinung nach doch ein schwerer Eingriff in die Verkehrssicherheit auf den Straßen, sodass sich auch im Mutterland der Gleichberechtigung durchaus noch Unterschiede ausmachen lassen. Allen Norwegen-Interessenten sei allerdings gesagt, dass man sich aber auch so davon überzeugen kann, dass nicht nur die Landschaft extrem viel zu bieten hat. ;-)

Aber zurück zum Thema: Es ging vorbei an grandiosen Landschaften mit viel Grün und Blau, an denen man sich nie so wirklich satt sehen konnte. Speziell die Blicke in die verschiedenen Fjorde rauben einem doch regelmäßig den Atem und man könnte eigentlich alle 5 Minuten anhalten, aussteigen und genießen, aber dann säße ich jetzt wohl noch nicht am Hardangerfjord. Heute war außerdem so ein richtiger Fährtag, ganze dreimal durfte ich per Schiff auf die andere Seite eines Fjords übersetzen. Das entschleunigt zusätzlich zum Tempolimit nochmal mehr - wenn man eben mal eine halbe Stunde auf die nächste Fähre warten muss. Egal, da wird die nächste Schale Erdbeeren gekauft und dann die Füße hochgelegt. Toll!

Eine richtige "Hochgebirgstour" habe ich ganz nebenbei auch noch hinter mir. Es ging bis fast auf 1000 Meter hoch, kein Baum war mehr zu sehen, nur noch Moose, Wiesen und jede Menge Felsen. In der Ferne konnte man Berge mit Gletscherhaube sehen, während eine eine offensichtlich alleinerziehende Schafmami gerade versucht hat, ihren Nachwuchs zusammenzutrommeln. Sie war auf jeden Fall recht laut, hat aber auch immer brav auf mein doch recht improvisiertes Schafisch ("Mööööh") geantwortet. Nachdem ich in aller Ruhe meine Bilder gemacht hatte und doch über die 5 Meter hohen Streckenbegrenzungen gestaunt habe (Schneeräumen im Winter!) gewundert habe, stand das Wollknäuel bei mir vor dem Auto und hatte offensichlich Gefallen an den Vorderradfelgen und der Front gefunden. Sie war auf jeden Fall fleißig dabei, sie abzulecken. Kurze Zeit später kamen dann noch die zwei kleinen Schafe dazu und haben brav nachgemacht, was Mami so vorgemacht hat. Faszinierend, ich frage mich nur, was sie so toll dran fanden, der Dreck kann es nicht gewesen sein, vielleicht die vielen Mücken und Fliegen, die ich unterwegs so eingesammelt habe, oder hat die Dame nur einen großen (blauen und absolut fellfreien) Begleiter gesucht?

Von ner Menge Schafen abgesehen kommt man jetzt an immer mehr Wasserfällen vorbei, darunter auch der recht bekannte Låtefossen kurz vor Odda. Hier war ich aber leider wohl etwas zu spät für optimale Lichtverhältnisse - ein wenig zu scharfe Kontraste zwischen dem Bereich, der bereits im Schatten war und dem, der noch in der knalligen Sonne stand. Zuvor fand ich allerdings den mir vorher komplett unbekannten Svandalsfossen fast noch beeindruckender. An der Straße eher unspektakulär, kann man ihn in ganzer Blüte aber erst erleben, wenn man ein paar Treppen und einen kleinen Wanderweg nach oben läuft. Wunderschön!

Kurz vor dem Ende der Tour bin ich noch an meiner ersten Stabkirche in diesem Urlaub vorbeigefahren. Es ging nämlich noch auf einen kleinen Abstecher nach Røldal. Die Kirche ist wirklich süß, schätze da passen keine 50 Leute rein. Vor allem innen ist sie echt beeindruckend, was allerdings noch viel wichtiger ist: Das Kreuz im inneren soll heilende Kräfte haben und war lange Zeit Wallfahrtsziel. Nun, keine Ahnung, ob es hilft, aber ich freue mich über jeden positiven Beitrag. Ich wurde sogar noch zum Gottesdienst eingeladen, der heuet Abend stattgefunden hat. Das wäre aber dann doch zu spät geworden, auch wenn es sicherlich ein Erlebnis gewesen wäre, auch wenn ich nichts verstanden hätte. Scheint nämlich so zu sein, dass ich langsam aber sicher in komplettes Nynorsk-Gebiet eingefallen bin!

So viel von heute. Morgen wäre eigentlich die Trollzunge dran gewesen, die fällt ja leider aus... Als Alternative geht es an die Gletscherzunge des Buarbreen. Laut Reiseführer mehr ein Nachmittagsspaziergang als eine Wanderung - genau richtig für mich.







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