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Feucht und schmutzig

HochnebelIch muss gleich zu Beginn meine Einschätzung von gestern absolut revidieren: Regen IST auf der Strecke zum Kjerag ein Problem, sogar ein verdammt großes. Wer da auf die Idee kommt, bei Regen hochzulaufen, ist entweder komplett lebensmüde, oder weiß wirklich und absolut, was er tut. Aber auch hier der Reihe nach. Nachdem der Tag wirklich in die Kateogrie Gammeltag einzuordnen war, war ich doch heute relativ enttäuscht, dass es nach dem Aufstehen immer noch so tiefe Wolken hatte wie gestern. Einziger Unterschied: Der Regen hatte aufgehört. Da der Wetterbericht nach wie vor felsenfest behauptet hat, dass gegen 10 die Sonne rauskommen sollte, ging es dann auch los. Ein Zimmerkollege wollte allen Ernstes die 7 Kilometer bis zum Parkplatz und dem Einstiegspunkt der Wanderung die Straße hochlaufen. Habe ihn natürlich dazu überredet, lieber mein bequemes Taxi zu wählen. Oben am Parkplatz angekommen, standen wir im Nebel und alles war feucht, rutschig und matschig. Wir sind trotzdem losgelaufen und ich muss sagen, auf so eine Tour war ich nicht eingestellt. Gleich zu beginn ging es an Stahlketten einen annähernd glatten Felsen hoch, der logischerweise noch von dem vielen Regen die letzten Tage und den Wolken feucht war. Dementsprechend vorsichtig ging es Meter um Meter nach oben. Interessanterweise hat uns dann aber zuerst so gegen halb 11 die Sonne entgegengelächelt. Allerdings hat sie sich dann wieder für eine Stunde verzogen und war dann dauerhaft erst gegen halb 12 am Himmel und hat die vielen Wolken sehr effizient weggepustet. Allerdings waren wir da schon fast am Ziel und konnten die schöne Landschaft gar nicht mehr genießen. Wir hatten dazu drei kleine Berge zu bezwingen, wobei es an vielen Stellen an eben diesen Stahlketten nach oben ging. Erst recht deprimiert war ich dann, als vier norwegische Mädels an uns vorbei gejoggt (!) sind. Absolut unfassbar, ich bin offensichtlich nicht wirklich fit - verglichen mit norwegischen Standards. :-( Egal, es ging ja weiter und nach knapp 2 Stunden war das Ziel auch erreicht - der Felsklotz, der eingeklemmt ein ganzer Kilometer über dem Fjord hängt, was wirklich nicht übertrieben ist.

Auf dem Kjeragbolten

Wer mal beim Preikestolen war und schon über die 600 Meter nach unten gestaunt hat, kann hier nochmal ne Schippe draufsetzen. Dazu kommt: Die Tour zum Preikestolen ist meiner Meinung nach eher geeignet für einen lockeren Familienausflug. Zum Kjeragbolten geht's auf einer richtigen Bergtour! Ich habe mich tatsächlich auch auf das Ding gewagt, was allerdings dank starkem Wind und eben den 1000 Metern nach unten doch ziemliche Überwindung gekostet hat. Aber, wie es so schön heißt: Picture or it didn't happen! Oben sehr ihr es! :-D

Blick auf LysebotnDer Rückweg war zunächst außerordentlich schön. Man konnte endlich die beeindruckende Landschaft genießen - allerdings nur in den lockeren Strecken zwischen den Etappen mit den Stahlketten. Ein paar Impressionen gibt's hier. Dann kam es allerdings zu einem kleinen Missgeschick. Auf einer eigentlich relativ lockeren Strecke bin ich ausgerutscht, vielleicht 1 oder 1,5 Meter gefallen und habe mir böse das Knie aufgestoßen. Bilder davon gibt's keine, da müsste ich wohl eine FSK-Plakette beantragen und einen Altersnachweis auf der Seite einrichten. Das wäre dann doch ein wenig zu stressig, gerade im Urlaub. Großartigerweise hatte ich natürlich keine so großen Bandagen dabei, wenigstens haben wir mit den Utensilien meines Mitwanderers und von zwei vorbeikommenden Norwegerinnen das Ganze notdürftig flicken können, dass ich weiterlaufen konnte. Wasser gab es ja zum Auswaschen auch. Dumm war nur: Der schlimmste Teil kam erst noch. Deswegen war ich auch richtig dankbar, dass offensichtlich nur an der Oberfläche was passiert war. Das Bein und auch sonst alles war in Ordnung. :-) Also ging es langsam aber sicher zurück zum Parkplatz. Ich war kurz davor, den Boden zu küssen, habe dann allerdings gleich mein Arsenal an Drogerieartikeln im Kollerraum ausgeräumt und die Wunde verarztet. Auch dabei war ein wenig Improvisation gefragt, mein größtes Pflaster hat leider nur zur Hälfte gereicht. Aber das kennt man ja vom Bugfixing auf der Arbeit: Das ganz große Pflaster ist eben nie da und man muss erstmal notdürftig flicken. :-D Da wir uns hier am A**** der Welt befanden, war die Frage: Was tun? Gut, war eigentlich alles OK so weit, konnte locker Auto fahren, also was lag näher als die Tour einfach fortzusetzen und mich per Auto nach Stavanger zu begeben. Da stand genug Zivilisation für das eine oder andere Krankenhaus in Aussicht. Das waren 130 km durch traumhafte Landschaften, durch die ich gestern bereits gefahren bin, mit Sonne ohne Wolken war es dann aber noch beeindruckender und das Knie schon fast wieder vergessen.

In Stavanger angekommen, dachte ich allerdings, dass es doch eine ganz gute Idee wäre, mal die ersten Kontaktversuche mit dem norwegischen Gesundheitswesen aufzunehmen. Praktischerweise habe ich die Jugendherberge so strategisch günstig gewählt, dass ein großes Krankenhaus mit angeschlossenem Legevakt keine 5 Minuten entfernt lag. Also habe ich mich ins Auto gesetzt und bin hingefahren. Vor Ort hieß es dann ersteinmal Nummer ziehen und warten, bis man aufgerufen wurde. Mit der Nummer durfte ich mich aber nur anmelden, danach hieß es nochmal hinsitzen und warten bis man aufgerufen wird. Zum Glück hatte ich nach einigen Horrorgeschichten mit Wartezeiten bis zur Verwesung im Legevakt meinen eBook-Reader, eine Flasche Wasser und mein Wörterbuch eingepackt - man weiß ja nie, wozu man es braucht. Es waren aber doch erfrischend wenige Leute vor Ort und ich bin anscheinend noch eine Nummer nach vorne gerutscht. Anscheinend habe ich von der Kategorisierung profitiert, die hier bei der Anmeldung anscheinend und laut großflächigen Infotafeln vorgenommen wird. Blutende Touris kommen also zum Beispiel vor schnupfengeplagten Omis, selbst wenn die Omis vor einem die Nummer gezogen haben... Muss ich meinem Hausarzt auch mal vorschlagen. An der Stelle kann ich auch die (hoffentlich) besorgten Leser an den Bildschirmen zu Hause beruhigen, alles prima, keine einschneidenen oder einstechenden Maßnahmen nötig, es braucht nur einen dicken Verband und eine Menge Geduld. An dieser Stelle deshalb ein ausgesprochenes Lob an das norwegische Gesundheitswesen, der Erstkontakt war sehr positiv.

Deswegen heißt es jetzt eben mit Wanderungen kürzertreten. Schade, die Trollzunge muss dann eben auf mich warten, das wird in diesem Urlaub nichts mehr. Es hätte allerdings schlimmer sein können, deswegen gibt es "nur" eine nagelneue Wanderhose als Totalverlust zu verbuchen und ich freue mich auf die zwei Tage in Stavanger. Das Wetter scheint zu halten, ist in etwa das gleiche wie in Deutschland im Moment - nur etwas 10-15 Grad weniger, äußerst angenehm.










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Kommentare

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Der Schwabe am :

Ich seh schon, ich hab ein Must-do fürs kommende Jahr gefunden, eine Schippe auf den Preikestolen drauf, das lass ich mir nicht nehmen. Na denn, gute Besserung und beim nächsten Mal mehr Erfolg mit den Norwegerinnen;-)

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