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Die Stadt der drei Kulturen

     

    Auch am vergangenen Wochenende ging es wieder auf Tour, dieses Mal wieder mit Adolfos kompletter Familie, und zwar nach Toledo, der Stadt der drei Kulturen. Gut, man könnt einwenden, wozu da hinfahren, wenn wir in Mannheim mindestens doppelt so viele haben. ;-) Wer aber so was behauptet, war entweder noch nie in Toledo, oder betrachtet auch die Waffengeilheit der Amis, deren Paranoia und „United we Stand“-Gebrabbel als Kultur. :-D

    Aber zurück zum Thema: In Toledo treffen Christentum, Islam und Judentum aufeinander, Kirchen, Moscheen und Synagogen wechseln einander hab. Freilich noch aus einer Zeit, in der diese noch friedlich zusammengelebt haben, bevor Muslime und Juden rausgeworfen wurden.
    Aber von vorne: Auch in Toledo gibt es einen „Alcazar“, also eine muslimische Trutzburg, der ist zwar nicht ganz so hübsch wie der in Segovia, aber mindestens genau so protzig, aber war leider nicht geöffnet...

    Durch die typischen kleinen und verwinkelten Gässchen (man verirrt sich trotz Karte sehr leicht) gings dann zur Kathedrale, wo praktischerweise gleich noch eine riesige Ausstellung über Isabel, eine der „Reyes Católicos“ aus dem 15. Jahrhundert. Zu sehen waren Stücke aus allen möglichen Museen der Umgebung, darunter das Siegel der spanischen Inquisition und viel Kunst u.a. von „El Greco“, dem „stadteigenen“ Künstler, den es nach Toledo verschlagen hat, nachdem er es sich mit den königlichen Chefs in Madrid verscherzt hatte, weil ein Bild von ihm nicht blutrünstig genug war, sondern noch was zum Nachdenken geboten hat. Sympathischer Kerl! Dazu gab's einige Teile der Kathedrale zu bewundern, die sonst niemals geöffnet sind. Wunderhübsch, leider waren nirgendwo Fotos (nicht mal ohne Blitz) erlaubt und dem Schicksal einiger japanischer Touris, die trotz eindeutiger Aufforderungen und Schilder munter geknipst hatten und dann nach langer Diskussion nur knapp einem Rauswurf entgingen, wollte ich dann doch entgehen. So gibt's fast nur Bilder von außen, bewundert bitte die Uhr mit nur einem Zeiger. ;-)

    Weiter ging's dann vorbei an historischem Gemäuer zu einer Aussichtsplattform, die einen wunderhübschen Blick auf den Tajo mit dem Hinterland bietet. Danach war dann das Judenviertel angesagt, hochinteressant, leider gilt auch hier in Sachen Fotos das gleiche wie in der Kathedrale.
    Nach dem Mittagessen wurde die Hitze dann langsam unerträglich, ab 10 Uhr bei 32-38 Grad halten nicht mal die Spanier den ganzen Tag aus. Nachdem wir dann noch die schmucken Stadttore angeschaut hatten und nach längerer Suche die alte Moschee nicht gefunden hatten (wie auch etwa ein Dutzend anderer Touris, die rumgeirrt sind) haben wir uns wieder auf den Weg zum Parkhaus gemacht. An einem gewissen Punkt in Sachen Hitze kann man selbst die schönsten Sachen nicht mehr genießen, weil man nur noch an „Was für ne Mörderhitze“, „Wasser“ und „Schatten“ denkt. Der arme Hund gegen Ende der Bildergalerie verdeutlicht so ungefähr unseren Zustand. Meine Konsequenz: Ich fahre diesen Sommer nicht mehr in den Süden Spaniens, auch wenn es da noch so schöne Sachen zu bewundern gibt. Rund um Barcelona und im Norden soll es auch ganz schon sein. :-D
    Im Parkhaus haben wir dann noch überlegt, was „Pay on foot machines“ (siehe Bild) sein sollen. Wenn das wirklich eine korrekte (aber dann extrem merkwürdige) Übersetzung für Parkautomaten sein sollte (native speaker bitte hierher), nehme ich alles zurück, ansonsten haben die Spanier einfach ein besonderes Englisch drauf. ;-)

    Zurück in Madrid habe ich mich noch dazu aufgerafft, an der Puerta del Sol eine aktuelle deutsche Zeitung zu kaufen. Als ich aus der U-Bahn rauskam und wieder Tageslicht erblickte, traute ich meinen Augen nicht: Der ganze Platz voller Menschen, eine Riesendemo, wie sich nach einem flüchtigen Blick auf einige Plakate herausgestellt hat, offensichtlich gegen die Homoehe. Lauter spanische Fahnen und Ballons mit Slogans wie „Die Familie ist wichtig!“ und „Ehepaar = Frau + Mann“ waren sehr beliebt. Putzig fand ich die Plakate mit nem kleinen Baby und dem Spruch: „Zapatero hatte Mutter und Vater, wieso ich nicht?“ Ich weiß jetzt nicht genau, ob es hier auch noch gegen die Adoption von Kindern durch Homo-Paare ging, wenn nicht, sollte den Nasen vielleicht mal jemand erklären, dass es immer noch gewisse biologische Grenzen gibt. lol

    Nun gut, ich hab mir die „Zeit“ gekauft und bin wieder nach Hause verschwunden. Darin jede Menge Artikel zum Thema China. Hochinteressant und mit vielen Informationen, wenn sie sich auch so lesen, als ob sie direkt aus dem Propagandaministerium der Chinesen kommen. Ganz nach dem Motto: Wollt ihr absolute Forschungsfreiheit ohne störende ethische Vorschriften: Kommt zu uns! Wollt ihr willige und eine stetig wachsende Anzahl von Arbeitskräften, die für 40 Cent pro Stunde arbeiten? Kommt zu uns! Habt ihr störende Umweltgesetze satt? Kommt zu uns! usw.
    Also eine absolute Empfehlung für die Leute, die die tollen Wirtschaftsthemen aus dem diesjährigen International Seminar bearbeiten müssen...

    Der Sonntag ist kaum erwähnenswert, die Wohnung wurde mal wieder generalüberholt und mein aktuelles Buch fertiggelesen. „Götterdämmerung“ von Tanja Kinkel. Ein Thriller rund um die Macht der Pharmakonzerne und übersteigerten Patriotismus im Amiland. Gut recherchiert, ein spannendes Buch mit überraschendem Ende. Mein letztes Buch „Jennifer Government“ war zwar sehr witzig mit deutlicherer Kritik am sich abzeichnenden Way of Life im 21. Jahrhundert, dafür aber bis zum Ende berechenbar. Beide lesenswert!

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