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Auf der Wartburg

     

    Die vierte Woche meines Urlaubs bricht so langsam an und ich konnte mich endlich dazu aufraffen, ein wenig aus dem Trott rauszukommen und durch die Lande zu touren. Die erste Station war heute Eisenach mit dem Wahrzeichen Wartburg.

    Relativ spät losgefahren war ich erst kurz nach Mittag am Ziel. Bei dem wunderschönen Wetter heute störte im warmen Auto aber nichts, der Blick auf das Außenthermometer offenbarte stets Temperaturen unter dem Gefrierpunkt - zwischen -8° C und -4° C war alles vertreten. Zum Glück funktionierte die Heizung prima. :-D

    In der Wartburg war wie erhofft so gut wie nichts los. Gerade einmal ein halbes Dutzend Leute kreuzten meinen Weg zum Ticketschalter. Dort war der einzig verfügbare Angestellte erstmal in sein Handy vertieft, bis ich nach offensichtlich erfolgreichem Absetzen seiner SMS seine ungeteilte Ausmerksamkeit hatte. 7 Euro ärmer und ein Stück nett bedrucktes Papier reicher galt es noch gut 20 Minuten auf den Beginn der Führung zu warten. Im Innenhof erwartete mich ein traumhaftes Panorama rund um die Wartburg ganz in Weiß bei strahlendem Sonnenschein. Meine eierlegende Wollmichsau alias Multimedia-Handy fütterte so die einliegende Speicherkarte noch mit einigen schmucken Fotos, während insgesamt gut zwei Dutzend Leute auf Einlass an 'Eingang 1' in der Kälte ausharrten. Einzelne Gesprächsfetzen von offensichtlich erfahrenen Wartburg-Touristen und die anderen vorhandenen Eingänge ließen darauf schließen, dass im Sommer doch ein wenig mehr Touris diese schmucke Burg besuchen. ;-)

    Der Führer (nein, nur der uns durch die Burg gescheucht hat ;-)) war offensichtlich außerordentlich guter Laune (oder ein außerordentlich guter Schauspieler) und brachte uns einen Witz nach dem anderen garniert mit der Geschichte der Burg und des Landes Thüringen nahe. Der Palas und eben die Führung ist jeden Cent wert, den ich zu Beginn abdrücken musste. Jetzt weiß ich zumindest, wer die Hl. Elisabeth war, warum die Durchgänge in der Burg so eng sind, warum es den Sängerkrieg schon vor In Extremo gab, warum die Wartburg so heißt und was das Ganze von der DDR-Marke abgesehen mit einer Autoinspektion zu tun hat...

    Im Anschluss an die Führung gab es dann noch die Look-Yourself-Tour durch Museum und am Ende durch die Lutherstube . Diese darf man ohne Übertreibung als den Geburtsort der deutschen Sprache, wie wir sie heute kennen, bezeichnen. Hier hat Martin Luther das neue Testament ins Deutsche übersetzt, als er als "Junker Jörg" unter dem Schutz des Kurfürsten auf der Wartburg gelebt hat.

    In kleinen Schritten bewegte ich mich danach wieder zurück in Richtung Parkplatz. Es wurde langsam aber sicher auch gefühlt verdammt kalt, zudem wollte ich vor Einbruch der Dunkelheit in die Stadt und in der Jugendherberge meine Sachen abstellen. Dort angekommen offenbarte mir der Zivi bei der Anmeldung, dass ich heute der einzige (!) Gast sei. Und das in dieser mondänen Villa am Fuße der Wartburg! Bei der Kälte gehen offensichtlich nicht mal Backpacker auf Tour...

    Kurz vor Einbruch der Dunkelheit konnte ich dann noch das Burschenschaftsdenkmal auf einer kleinen Anhöhe besichtigen. Es erinnert in eindrucksvoller und leicht pompöser Weise an die erste Forderung nach einem einigen Deutschland und einer freiheitlichen Verfassung im Jahre 1817, als Burschenschaftler aus den deutschen Staaten auf der Wartburg das erste "Wartburgfest" gefeiert haben.

    Bei Vollmond und gefühlten minus 20 Grad zog es mich dann doch noch in die Innenstadt, die neben Bach- und Lutherdenkmälern vor allem die Georgenkirche zu bieten hat. Die Begeisterung hielt nicht lange, auf der Suche nach einem warmen Plätzchen für Speis und Trank fiel mir auf dem Marktplatz ein nett eingerichtetes Lokal namens Zucker und Zimt auf. Ein plötzlich auftretender Heißhunger auf Süßes führte mich also hinein. Und hier gibt es nur eins zu sagen: Muss unbedingt wieder hin! Ich hatte hier vielleicht die beste heiße Schokolade, die ich bisher genießen durfte. Dazu einen Milchreis mit Waldbeeren, der meine eingefrorenen Geschmacksnerven wahrlich zum Explodieren gebracht hat. Und es ist wohl alles Bio! Der Wermutstropfen: Die Karte war noch so lange und interessant, dass man wahrscheinlich in einer Woche noch nicht alles durchgetestet hätte. Und ich hatte keinen Hunger mehr...

    Zurück in der Jugendherberge musste ich meine Speicherkarte aus den gierigen Klauen meines neuen Kartenlesers befreien, der wohl mit 16GB-Karten nicht umgehen kann. Mindestens zwei Bilder sind dem zum Opfer gefallen, ich hoffe, sonst funktioniert noch alles. Die Eindrücke von heute konnte ich auf jeden Fall dann drahtlos in Sicherheit bringen. Online zu bewundern sind sie dann erst, wenn ich eine halbwegs stabile UMTS-Verbindung aufbauen kann. Mit Modem-Geschwindigkeit aus dem letzten Jahrtausend macht das Bilder hochladen nicht wirklich Spaß, dafür geht das Texte schreiben super.

    Morgen dann hoffentlich mehr, es geht in Richtung KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen!

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