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Eine kleine Rundreise

Heute früh hatte ich eine etwas verrückte Idee: Wenn das Wetter schon zu unsicher für irgendwelche Bergtouren ist, warum nicht einfach mal um alle Berge rumfahren? Also habe ich kurz die Karte gezückt und bin nach kurzer Analyse zum Schluss gekommen, dass das sogar geht. Ein kleines Teilstück, der "Tindevegen" sah der Beschreibung nach etwas abenteuerlich aus, aber was soll es, wann kommt man schon mal wieder in die Gegend zurück? Aber vorher wollte ich unbedingt noch die einzige Stabkirche besichtigen, die UNESCO-Weltkulturerbe ist, nämlich die in Urnes. Praktischweise führt aus meinem momentanen Domizil eine kleine Straße direkt in das kleine Örtchen, das man sonst in der Regel per Fähre erreicht. Ich war pünktlich zur Eröffnung da und konnte mir direkt an einer tollen Führung mit allen Details zur ältesten Stabkirche der Welt teilnehmen. Ganz stolz war die Führerin auf den "Urnes-Stil", benannt eben nach Schnitzereien an der Kirche, die eine ganze Stilrichtung im 11./12. Jahrhundert bezeichnet. Wirklich beeindruckend, vor allem, dass die Kirche die Zeiten so gut überstanden hat. Nach der obligatorischen Waffel und der Erbeutung frischer Himbeeren (größer als 2 Euro-Stücke!) sowie Kirschen aus Urnes ging es dann gleich weiter auf die Rundreise.



Die begann mit dem Sognefjellsvegen von Sjolden in Richtung Lom. Allein das Stück (wieder mal Touristraße unter dem Namen "Sognefjellet") ist schon atemberaubend schön. Das Wetter war auch gerade noch gut für die Tour, es hat zwar übelst gestürmt, aber die Sonne war zwischen den Wolken immer noch gut zu erkennen. Bei meiner letzten Tour vor vier Jahren war das anders: Sturm mit Dauerregen... Als nette Orientierung stehen am Straßenrand immer ein paar nette Schilder mit der aktuellen Höhe, man konnte richtig zuschauen, wie man Höhe gewinnt. 1000, 1100, 1200, 1300, 1400, bis dann irgendwann ein Schuld mit 1434 Metern auftauchte. Dass es hier nicht wie auf dem Feldberg im Schwarzwald aussieht, brauche ich ja nicht nochmal extra zu erwähnen, der Blick fiel auf nackte Felsen und eine Menge Schneefelder.

In Lom hatte ich nur eine kurze Pause zum Essen eingelegt, die Stabkirche hatte ich ja schonmal besichtigt, außerdem reicht eine pro Tag. ;-) Da das Wetter noch vielversprechend war, ging es dann weiter in Richtung Valdresflya. Kaum war ich allerdings in der Ecke angekommen, schienen die Wolken immer tiefer zu kommen (was auch daran lag, dass die Straße immer weiter in die Höhe ging ;-)) und wenig später setzte Regen ein. Alles kein Problem dachte ich, ist nichts Neues. Was allerdings dann so richtig eklig wurde, war die Fahrt durch eben diese Wolken bei strömendem Regen. Annähernd null Sicht und das auf einer Straße ohne Mittelstreifen. Voorbei ging es dabei an vielversprechenden Abzweigungen, wie zum Beispiel zum Beginn der Wanderung über den Bessegengrat. Angesichts dieses Wetters war ich dann aber doch recht froh, heute nicht auf dem Berg zu sein und mein Auto mich zuverlässig vor Regen schützte und gleichzeitig warm hielt. Nein, wir haben hier keine 38 Grad wie heute in Deutschland, über 1000 Metern Höhe lag die Temperatur durchgehend irgendwo zwischen 13 und 15 Grad... Habe nur kurze Fotostopps eingelegt, wenn man mal ein bisschen was von der wohl tollen Landschaft sehen konnte, ansonsten bin ich einfach weitergefahren. Hat ja auch was für sich, die viele Sonne die letzten Tage und Wochen hätte durchaus meiner Street Credibility als ITler schaden können. Schließlich kommt unsere Sonnenempfindlichkeit direkt nach der von Vampiren und da kommt Bräune nicht so gut. ;-)

Die Schlussetappe führte mich dann eben über diesen ominösen "Tindevegen", mit dem man ohne Fähre im Westen an Jotunheimen vorbeifahren kann, dabei aber eben auch wieder auf über 1300 Meter hoch muss. Nachdem man fast über eine Autobahn durch beeindruckende, fast unbesiedelte Fjelllandschaften ins überraschend große Øvre Årdal gelangt ist, könnte man ja meinen, dass die Passstraße ähnlich locker zu befahren ist, aber weit gefehlt. Speziell der Teil von der Ortschaft bis auf die Passhöhe ist teilweise so eng, dass man auch mit einem normalen Auto in Schwitzen bzw. ins Staunen kommt. Ich schwanke ja schon auf anderen Sträßchen zwischen abgrundtiefem Hass auf und größtem Respekt für die Bus- und Wohnwagenfahrer, aber hier lag es hoffentlich nicht nur am Wetter, dass mir hier keiner mit größeren Gefährten engegengekommen ist, das hätte wohl zu streckenweise unüberwindbaren Problemen geführt. Nachdem die Mautstation auf Passhöhe, welche man nur mit Kreditkarte bedienen durfte, passiert war und sich die Straße wieder langsam in Richtung Sognefjell runterschlängelt, hat man allerdings plötzlich wieder ausreichend Platz und ich konnte die Rundreise entspannt beenden.

Fazit: Hätte ich schon im Lom vom Wetter geahnt, hätte ich wohl kehrt gemacht und wäre zurückgefahren. Auf der anderen Seite war die Reise auch so schon unglaublich genial, dass ich sie jederzeit wieder machen würde. Das Tolle ist, dass ich in die Nebelecke in knapp einer Woche nochmal komme, wenn ich auf der Rückfahrt bin. Vielleicht hat sich da das Wetter wieder ein wenig beruhigt. ;-)












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