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Islands Hauptstadt des Nordens


Auf dem Weg von den Westfjorden in Richtung der Hauptstadt des Nordens - Akureyri - gab es wie erwartet nicht viel zu sehen, aber eine ganz schön lange Strecke hinter sich zu bringen. An der einen oder anderen Stelle wäre vielleicht ein schönes Panorama drin gewesen, leider war es wie gestern den ganzen Tag bedeckt, weswegen es nur bei einem bleibt...


Auf Empfehlung des Reiseführers wurde unterwegs an der Víðimýrarkirkja Halt gemacht - eine klassische Torfkirche aus dem 19. Jahrhundert. Wirklich schmuck und eine sehr interessante Konstruktion. Fast besser waren dann aber die Geschichten des Führers vor Ort, der darauf aufmerksam gemacht hat, dass die reichen Leute in einem abgetrennten Bereich vorne in der Kirche Platz gefunden hatten und der Plebs sich hinter einem Sichtschutz einreihen durfte. Nun ja, schlechte Sitten wurden wohl auch auf Island aus Europa übernommen. Hinzu kommt, dass die unverheirateten Frauen immer mit dem Rücken zum Altar - also mit dem Gesicht zu den übrigen Leuten (und dann also auch den Junggesellen des Ortes) Platz nehmen mussten. Tja liebe Kinder, nicht erst Facebook hat den öffentlichen Beziehungsstatus erfunden, das gibt's offline in der einen oder anderen Weise schon länger.


Weiterhin konnte man unterwegs in Erfahrung bringen, dass nicht nur in Deutschland die Menschen gegen Überlandleitungen ("Stromautobahnen") auf die Barrikaden gehen, auch im beschaulichen Island wird demonstriert - dazu mit schicken Hinweistafeln an Rastplätzen. Davon könnten sich unsere Wutbürger eine Scheibe abschneiden - die wissen wie man Öffentlichkeitsarbeit macht. ;-) Dazu aber nur am Rande, nachdem das Wetter nicht besser wurde, ging es dann mal wieder baden - dieses Mal aber quasi direkt am Strand im Schwimmbad in Hofsos. Im Becken hat man den Eindruck, quasi direkt ins Meer zu schwimmen, dazu gibt es auch hier einen mollig warmen Hot Pot. Ich weiß, man kann das in Deutschland bei 35 Grad nicht wirklich nachvollziehen, aber hier sind bei 8 Grad draußen die 38 Grad wirklich eine Wohltat. :-)


Kurz vor Akureyri musste ich dann noch ein echt nerdiges Erinnerungsfoto schießen - nämlich am Ortschild von Dalvík. Warum das nerdig ist? Nun, einfach mal Google anwerfen, oder schauen, womit Euer Android-Telefon so läuft. ;-)

Nun denn, jetzt bin ich wieder ultramüde, muss fit sein für morgen, da geht's endlich (?) in eine echte Touri-Hochburg - in Richtung Myvatn...


Direkt aus der Hölle...


Während Deutschland zu Pfingsten schwitzt wie die Hölle, zieht es hier draußen wie Hechtsuppe bei ungefähr 7 Grad und hat dazu Hochnebel. Nun ja, herzlich Willkommen im echten Island. ;-) Ich habe deswegen die Gelegenheit genutzt, mich heute mit Wasser quasi direkt aus der Hölle aufzuwärmen - in einem süßen Schwimmbad im kleinen Ort Suðureyri - so ein Hot Pot ist echt was Feines - dazu für einen Spotpreis. Unverschämtheit, dass wir in Deutschland so etwas nicht haben, da ist sicherlich die Sauna- und Thermalbadindustrie dran Schuld, die wollen nur Geld machen... ;-)

Ansonsten gibt es heute nicht viel zu berichten, es ging unter Hochnebel die Westfjorde entlang über ein Hochplateau gen Osten - war alles nicht sehr fotogen wegen des Wetters, deswegen gibt es heute mal weniger Bilder. Unterwegs ging es ins Polarfuchszentrum - wirklich sehr informativ, habe einiges mitgenommen, dazu sind die Tiere so süüüß. Die machen dort wirklich nen prima Job, sehr zuvorkommend war außerdem, dass ich eine private Führerin durchs Museum bekommen habe - super Sache. :-)

Auf Empfehlung einer Anhalterin haben wir dann unterwegs noch an einer Stelle Pause gemacht, an der es angeblich von Seehunden nur so wimmeln soll - und siehe da, wir wurden nicht enttäuscht. Sind bedauerlicherweise sehr schlaue Tiere und bleiben bei der steifen Brise im Wasser und schauen nur mal kurz neugierig raus, um dann gleich wieder zu verschwinden. Bei Sonnenschein hätte es wahrscheinlich ein paar sich sonnende Tiere zum ablichten gegeben. Egal, immerhin zwei will ich der Leserschaft nicht vorenthalten. Morgen geht's dann in Richtung Akureyri zurück auf die übliche Touri-Route.


Am Ende der (alten) Welt


Puuuh, die Fahrt heute steckt mir echt in den Knochen. Luftlinie ist die Fahrt von Bildudalur zum Vogelfelsen Látrabjarg und weiter nach Norden in das abgelegene Tal Korpuldalur eigentlich ein Katzensprung, aber ich bin ja mit dem Auto unterwegs und da geht's hoch, runter, wieder hoch und wieder runter von Meereshöhe hoch zu den Bergen der Westfjorde wieder runter in den nächsten Fjord. So langsam macht das Fahren auf den Schotterpisten richtig Spaß, ich kann die Straße 60 also nur jedem empfehlen. Ist gefühlstechnisch fast schon ne Hochlandroute, lässt sich aber bequem mit einem normalen Kleinwagen befahren. :-) Aber der Reihe nach...


Der Morgen begann mit tiefen Wolken im Fjord bei Bildudalur, was quasi optimal war für den geplanten Besuch im "Sea Monster Museum" - ein wirklich hervorragendes Museum ganz nach meinem Geschmack. Sehr stilvoll mit viel Liebe zum Detail gemacht, dazu sehr informativ und multimedial - ein interaktiver Tisch, auf dem man anscheinend 150 Monstergeschichten entdecken kann - ich habe es nur auf grob 15 gebracht, aber zwei Mädels sollen hier schon 6 Stunden verbracht haben, um alle zu finden. ;-) Das Museum bekommt also meine 100%ige Empfehlung - jeder, der auch nur in der Gegend ist, sollte Bildudalur einen Besuch abstatten. Wer nicht auf Ungeheuer steht, kann hier im Dorf eine Menge Bäume entdecken, die sind in Island bekanntlich so selten wie die Ungeheuer. ;-) Wer bereits Ende Juni hier ist, sollte sich auf noch mehr Unterhaltung gefasst machen - hier findet nämlich das erste Steampunk-Festival Islands statt. Dazu wird der Ort in eine Parallelwelt geschickt und bekommt den Namen Bildalia. Ich konnte heute einige Sätze mit dem verantwortlichen Künstler reden, alles wird passend geschmückt und an den Ortsgrenzen werden sogar Schlagbäume aufgebaut - nur wer "Zoll" bezahlt, darf rein. ;-) Schade, dass ich zwischen dem 27. und 29. Juni wieder zu Hause bin: http://bildalia.com/2014/03/20/steampunk-iceland/ :-(


Dann ging es los ans Ende der westlichen Welt - zum Vogelfelsen Látrabjarg. Ich hatte mich ja schon auf übelste Schlaglöcher eingestellt, da die Straße auf der Karte immer dünner und heller wurde, aber ich war äußerst positiv überrascht. Bis 5km vor dem Felsen war das Fahren sehr entspannt - erst danach musste man aufpassen, keine Achsbrüche zu riskieren. ;-) Die Anstrengungen lohnen sich aber, man kann sich absolut nicht vorstellen, wie viele Vögel da rumschwirren und ein Konzert verschiedenster Stimmen aufführen, kein Vergleich zu neulich auf Snaefellsnes. Ich hatte es ja besonders auf die Papageientaucher abgesehen - die sehen gleichzeieig so lustig und so traurig aus. Zweifelsohne sind sie einfach so unglaublich süß und haben an der Ecke zumindest keine Angst vor Menschen. Sie lassen sich aus nächster Nähe ablichten - wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, manche stehen sogar Modell. :-)


Danach ging es auf den langen Weg weiter in den Norden über die besagte Straße 60. Hierzu sage ich mal nicht viel - außer vielleicht, dass ich mich an der einen oder anderen Stelle an Norwegen erinnert gefühlt habe - so unglaublich krass ist die Lndschaft hier. Es ist aber doch deutlich anders hier, angefangen davon, dass überall eben die nackten Vulkanberge zu sehen sind - und viel, viel weniger Vegetation. Das Heftigste ist aber die fast absolute Einsamkeit. Ich bin heute über 200km gefahren und die größte Siedlung, an der ich vorbeigekommen bin, hatte nur ein paar Hundert Einwohner. Touris sind auch sehr wenige unterwegs - beim Vogelfelsen waren es maximal zwei Dutzend das war das Maximum. Die Regel ist ein entgegenkommendes Auto alle 10 Minuten. Mal schauen, wie es morgen so wird - das Kaiserwetter hält noch mindestens einen Tag. Es ist zwar nicht so heiß wie zu Hause in Deutschland, dafür scheint ununterbrochen die Sonne - mit ein paar hochnebligen Ausnahmen in den äußeren Fjorden...















Einsilbig


Was soll ich sagen, das Pensum heute hätte sicherlich für zwei Tage gereicht, deswegen werde ich heute wohl etwas einsilbiger sein als gestern. Zuerst habe ich noch ein wenig die Halbinsel Snæfellsnes unsicher gemacht, musste mir unbedingt noch den schwarzen Strand von Djúpalónssandur anschauen und nach Dritvik wandern, bevor es dann auf die Fähre in die Westfjorde ging. Dank des perfekten Wetters hatte ich auf dem Weg dorthin auch nochmal einen klasse Blick auf den Gletscher der Halbinsel, der schon Jule Verne inspiriert hat. Gigantisch!


Die Fährüberfahrt mit kurzem Halt in Flatey verlief äußerst entspannt, auch wenn es ewig gedauert hat, bis alle Fahrzeuge verladen waren. Der Grund war, dass die wohl so viele Tickets verkauft hatten, dass die Autos, Camper usw. wie in einer Art überdimensionales Tetris so ineinander geschachtelt auf die Fähre verladen wurden, dass kaum noch ein Millimeter zwischen den Autos frei blieb... In den Westfjorden angekommen beschlich mich dann doch eine gewisse Müdigkeit, wobei es noch etwas mehr als 40km bis in den kleinen Ort Bíldudalur zu überwinden galt. Problem an der Sache war, dass das die erste Strecke Schotterpiste meiner kleinen Reise durch Island war - und dann durch eine unglaubliche Berglandschaft, die ich leider nicht wirklich genießen konnte, weil ich laufend Schlaglöchern ausweichen musste und nebenbei schauen musste, dass ich nicht die 200 Meter in den Fjord runterstürze - Streckenbegrenzungen gab es hier natürlich auch nicht. Auf diesen Strecken sind unglaubliche 80 km/h erlaubt und einige Fahrzeuge, die mich überholt hatten - egal ob dicker 4x4 oder Kleinwagen scheinen das auch locker zu fahren. Ich hatte fürs Erste dann doch noch ein wenig Bammel und bin da eher vorsichtig über die Strecke gezuckelt und habe gleich die Autos vorbeiziehen lassen, sobald eins im Rückspiegel aufgetaucht ist. Einziger Trost: Ein dicker Allrad-Kombi war noch langsamer als ich, das waren ebenfalls deutsche Touris, die ich hier im Hostel wiedergetroffen habe. Die Norwegen-Touren über Stock und Stein haben also doch zumindest ein wenig abgehärtet...


Jetzt bin ich ziemlich platt, ich lasse am besten die Bilder für sich sprechen - morgen werde ich zuerst mal das Meeresungeheuermuseum (!) hier besichtigen und wenn es die Straßen zulassen zu den Vogelfelsen nach Látrabjarg fahren - ans westliche Ende Europas...







Auf den Spuren von Walter Mitty



Ich muss sagen, dass ich einfach nicht gewohnt bin, mit so großen Geldbeträgen zu hantieren. Gestern bucht die nette Dame an der Mautstelle gleich mal lockere 1000 Kronen von meiner Kreditkarte ab, ein Frühstück liegt nur unwesentlich drunter und eine Übernachtung geht selbstverständlich in den fünfstelligen Bereich. Ich überlege jedes Mal, ob ich gleich ins Armenhaus gehen darf, oder ob es wirklich harmlose Preise auf skandinavischem Niveau sind. Zum Glück gilt letzteres, allerdings ist ein Umrechnungskurs von 1:150 doch sehr gewöhnungsbedürftig. :-)



Bis auf die Schocker an der Kasse fing der Tag heute ausgesprochen locker an. Nachdem ich mich in der nahgelegenen Bäckerei eingedeckt hatte, wollte ich erst einmal ein paar Lebensmittel für unterwegs einkaufen. Allerdings habe ich nicht damit gerechnet, dass der Discounter um die Ecke (Bonus) erst um 11 Uhr (!) morgens öffnet. Über eine Stunde auf dem Parkplatz rumzustehen ist dann doch keine besondere Aussicht, weswegen es ohne Vorrat in Richtung Halbinsel Snæfellsnes ging. Das Wetter hat heute früh die üblichen isländischen Kapriolen geschlagen - auf 10 Minuten knalligen Sonnenschein folgte 5 Minuten Platzregen und dann ne halbe Stunde Tröpfeln, bis es wieder von vorne losging. Macht ja nix, mein Auto hält mich warm und trocken bzw. kühl, sodass ich entspannt in Borgarnes angekommen bin. Da danach 50 Kilometer Moorlandschaft ohne viel Zivilisation auf mich warteten, habe ich die Viertelstunde bis zur Öffnung des dortigen Bonus gewartet und mich dann erstmal ordentlich eingedeckt. Im Laden war ich erstmal ein wenig irritiert, warum die Obst- und Gemüseabteilung sowie die Käse-/Fleischabteilung in eigenen abgetrennten "Abteilen" untergebracht waren. Nachdem ich da mal reingestiefelt bin, war mir das aber schlagartig klar: Die haben keine Kühltheke, die haben ganze Kühlräume für die besagten Lebensmittel - es ist draußen ja mit 10-15 Grad nicht wirklich warm, da wird man aber nochmal auf höchstens ein paar Grad über Null runtergekühlt. Energie ist auf Island eben günstig zu bekommen... ;-)



Im angeschlossenen Café habe ich mir vor der Weiterfahrt erstmal einen doppelten Cappuccino gegönnt (krasses Zeug, denke, da hätte ein einfacher schon Herzflattern verursacht!), als mir schicke Bilder aus dem Film "Das erstaunliche Leben des Walter Mitty" ins Auge fielen, die an der Decke des Cafés hingen. Witzigerweise konnte man passend dazu direkt durch die Fenster schauen - das war 1:1 die Kulisse aus dem Film. :-) Unverhofft war ich heute also auf den Spuren des Walter Mitty - nur das kein Flugzeug im Tiefflug über die Bucht flog. ;-) Ben Stiller scheinen die Dreharbeiten hier sehr gefallen zu haben, ich kann mich bisher nur anschließen: http://www.youtube.com/watch?v=7yLDdlTw3nA



So ging es also durch eine menschenleere Mondlandschaft vorbei an Vulkankratern und einem beeindruckenden Panorama nach dem anderen. Überraschenderweise war die Straße sehr gut ausgebaut - ich hatte ja schon Angst vor den berüchtigten Schotterpisten. Bisher habe ich allerdings deutlich weniger Schlaglöcher pro Kilometer als in Deutschland gesehen... Unterwegs musste ich immer wieder anhalten, um diese ewige Weite einfach mal zu genießen und vor allem die Stille in mich aufzusaugen. Es kam durchaus vor, dass minutenlang kein Auto ich Hörweite war - auf der Fahrt kam mir zeitweise kilometerlang niemand entgegen - unglaublich! Sehr oft sieht man Schafe und vor allem Island-Pferde am Straßenrand. Besonders letztere sind unglaublich schöne Tiere - da bereue ich es doch, dass ich ziemlichen Respekt vor Pferden habe, seit mich in früher Jugend mal eins abgeworfen hat. :-( Heutiges Ziel war dann die Ecke rund um den Leuchtturm Malariff am Westende der Halbinsel. Dort sollte es ja angeblich große Vogelfelsen geben - und die Berichte waren nicht verkehrt. Auf den Bildern kann man nur schwer erahnen, wie viele Tiere auf diesen Felsen sitzen bzw. hier durch die Gegend fliegen - einfach wunderschön. :-) Die kleine Wanderung zu den Felsen und zurück war für mich heute dann doch genug. Dank Masterarbeit und mangelndem Training bin ich konditionell gefühlt auf dem Niveau meiner Schulzeit - und das war erbärmlich. Nun ja, schwierig macht es einem auch das isländische Wetter. Auf der Halbinsel hatte ich zwar durchweg Kaiserwetter, nämlich traumhaften Sonnenschein, dafür weht der Wind aber so eisig, dass man doch was übers T-Shirt ziehen muss, um nicht zu erfrieren. Das beißt sich allerdings mit der heftigen Sonne von oben - ohne Aussicht auf Schatten, denn Bäume sind hier immer noch Mangelware - gut, dass ich in Sachen Ersatzklamotten vorgesorgt habe.



Zurück am Auto wollte ich dann einfach nur noch zu meinem Ziel für heute, dem schmucken Örtchen mit dem unaussprechlichen Namen Grundarfjarðarbær, oder etwas einfacher Grundarfjörður. Ist sehr malerisch hier - eingerahmt von den schneebedeckten Bergen der Halbinsel direkt an einer schönen Bucht - und Cat Content gibt's auch noch dazu. ;-) Morgen schaue ich mal noch, was die Halbinsel sonst noch zu bieten hat (wahrscheinlich die erste Schotterpiste für diesen Urlaub), bevor es dann nachmittags mit der Fähre zu den Westfjorden geht. Ich hoffe auf ruhige See...